Visuelle Poesie wird wegen ihrer besonderen Verklammerung von Bild und Text, die sie gegen Werke der bildenden Kunst ebenso abgrenzt wie gegen konventionelle Dichtungen, von Anfang an von Theoriebildung begleitet. Reflexionen ?ber Visualit?t finden sich bereits in den Technop?gnien des Hellenismus, Scholien erleichtern den Zugang zu den Gittergedichten der r?mischen Sp?tantike, ausf?hrliche Autorkommentare zu Carmina figurata sind aus der Karolingerzeit ?berliefert und vielf?ltige gattungspoetologische Reflexionen und Klassifikationen bieten die Poetiken des Barock, w?hrend in der Moderne Zeugnisse u. a. in Manifesten der Avantgarden und der Neoavantgarden begegnen. Das transepochal und transnational angelegte Forschungsprojekt erschlie t die wichtigsten Zeugnisse durch Originaltext, deutsche ?bersetzung und Kommentierung und wertet sie f?r die rezente Theoriedebatte aus. Ergebnis ist ein Korpus literar?sthetischer ?u erungen zu Prinzipien und Formen poetischer Bild-Text-Kompositionen von der Antike bis zur Moderne als Beitrag zu einer historisch fundierten Dichtungstheorie. Die Forschungsresultate sind anschlussf?hig f?r eine ganze Reihe von epistemologischen Diskursen: u. a. Autor- und Leserrolle, Bild-Anthropologie, Composition Science, Intermedialit?t, Manierismus, Materialit?t, Numerologie, Poetik, Produktions- und Rezeptions?sthetik, Visual Culture und evidente Rhetorik.