In literarischen Texten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Lachen, in der j disch-christlichen berlieferung als signum infidelitatis verd chtigt, im Zeichen aufkl rerischer Zweifel und der Theodiezeeproblematik mit beeindruckender Geschwindigkeit zu einem weit verbreiteten Motiv. Die motivgeschichtliche Arbeit diskutiert eingangs die theologischen und anthropologischen Bedingungen f r dieses literarische Ph nomen; die au erliterarischen Parallelen werden dabei anhand von historischen Fallstudien (u.a. aus dem Magazin f r Erfahrungsseelenkunde und M. Foucaults Pierre Rivi re ) einbezogen.
Im Hauptteil der Untersuchung werden kanonische Texte aus drei Jahrhunderten auf die sich ver ndernden Funktionen des Lachmotivs hin befragt. In seinen ersten Jahrzehnten ist die Kombination theologischer und gesellschaftlicher Krisen charakteristisch. Dies gilt f r Lessings Minna von Barnhelm ebenso wie etwa f r Moritz' autobiographischen Roman Anton Reiser , die Nachtwachen des Bonaventura , Tiecks Romanfragment Der Aufruhr in den Cevennen und B chners Erz hlung Lenz . In Der Ketzer von Soana scheiterte Hauptmann bei dem Versuch, menschlichem Lachen eine neuheidnische Unschuld zuzuschreiben. Im christlichen Kulturkreis enth lt Lachen unvermeidlich Ankl nge metaphysischer Rebellion.
Die Untersuchung zeigt abschlie end, wie diese Tatsache in Texten des sp ten 20. Jahrhunderts (so z.B. bei Wolf, Ransmayr, v. D ffel) als St rfaktor wirken und die sthetische Stringenz bedrohen kann. Wie sich schon in Thomas Manns Faustus -Roman andeutete, kam der motivgeschichtliche Alterungsproze dort zu einem (vorl ufigen?) Abschlu , wo blasphemisches Lachen nur noch eine Marke in einem postmodernen Zitierspiel ist.