Moderne historisch-kritische Editionen beinhalten einen zunehmend gr eren Dokumentationsteil, der immer weiter die materiale und mediale Komponente von Text in Beschreibungen - etwa von Papierqualit ten, Schreibmaterial, Schreibwerkzeugen, Schrift, Texttopografik, Druckanalyse, Typografie - und in Abbildungen der Texttr ger erschlie t. Den sukzessive umfangreicheren, vollst ndigeren und pr ziseren Editionen steht nun aber eine Literaturwissenschaft gegen ber, die diesen Materialreichtum weitgehend ignoriert. Denn die interpretatorische Praxis orientiert sich nach wie vor - allen Theoriebildungen zur Materialit t und Medialit t zum Trotz - am Paradigma des immateriellen Textes.
Das Ziel des Bandes ist, im Pl doyer f r einen um die materiale und mediale Komponente erweiterten Textbegriff die Kluft zwischen Editions- und Literaturwissenschaft zu berbr cken. Dabei wird an Bestrebungen der "critique g n tique", der "Genealogie des Schreibens" und an editionswissenschaftliche Forschungen angekn pft. Die im Band versammelten Beitr ge zeigen in theoretischer Diskussion und an Fallbeispielen, wie fruchtbar die Ber cksichtigung der Materialit t und Medialit t von Text f r die literaturwissenschaftliche Interpretation sein kann.