Unabh ngig davon, wie wir zur "Kunst der Interpretation" (1955) von Emil Staiger stehen, sein 'Vorwurf' bleibt Anspruch gerade auch in der kritischen Auseinandersetzung mit dieser 'Kunst'. Die hier vorgelegte Poetik des Deutens bezieht sich zwar nicht ausdr cklich auf Staigers Ansatz, teilt aber im Prinzip seine Auffassung, dass das "subjektive Gef hl als Basis wissenschaftlicher Arbeit" Geltung besitzt. Diese Aufs tze, in denen die vorgef hrte Interpretationspraxis der Ann herung an literarische Kunstwerke mit theoretischen Erw gungen zur sthetik kritischer Verfahren korreliert, verstehen das "Deuten" w rtlich und in Ableitung von der theologischen Auffassung, nach der Deuteworte (in der Eucharistie) Zeichen und Zeugnis einer sthetischen Willensbekundung zur sprachlichen Gestaltung bieten. Diese interpretatorischen Studien gehen von der Literatur als einer sthetischen Erfahrung aus, die literarische (Selbst-)Reflexivit t an Beispielen deklinieren, die vom Fragemodus bei Kleist bis zu musikpoetischen Ph nomenen bei Nietzsche und Lasker-Sch ler reichen. Sie fragen nach dem Wert bestimmter literarischer Denkfiguren wie der Monade, aber auch des Schachspiels oder der Schaukel sowie nach (neuerlich) rezent gewordenen Ausdrucksformen wie der Skizze, dem Traum oder dem Chor. Im Mittelpunkt dieser hier vorgef hrten Deutungsverfahren steht das 'Prinzip Ann herung' als einer impliziten Kritik interpretatorischer Anma ung.