Das Verbot von Verwandtenehen (Inzest) stand vom 6. bis ins 11. Jahrhundert im Mittelpunkt der Gesetzgebung. Kaiser und K nige, Bisch fe und P pste erlie en immer wieder neue Regelungen zum Inzestdelikt und stellten diese Bestimmungen h ufig an die Spitze von Gesetzestexten und Kodifikationen. Die Reichweite der verbotenen Verwandten wurde dabei stetig ausgedehnt. Im 11. Jahrhundert war es kaum m glich, Ehen zu schlie en, die nicht aufgrund des Inzestverbots angefochten werden konnten. Die Sorge um die G ltigkeit von Eheschlie ungen besch ftigte insbesondere den Adel, da mit der Illegitimit t der Kinder der soziale Status auf das Spiel gesetzt wurde.
ber dieses einzigartige Ph nomen wird in der historischen, ethnologischen und soziologischen Forschung eine intensive Diskussion gef hrt. Dieses Buch zeichnet die radikale Ausdehnung der Ehehindernisse erstmals epochen bergreifend und transkulturell nach. Es wird die These aufgestellt, dass die Entstehungsbedingungen dieser "Obsession" im Funktionswandel von Gesetzgebung und in den Reaktionen von K nigen, Kaisern und Bisch fen auf den Verlust antiker Staatlichkeit zu suchen sind. Die ausgedehnten Inzestverbote sollten die Etablierung berregionaler Heiratsm rkte herbeif hren und dadurch der Integration von Gro reichen dienen.