Georgien in der Mitte des 19.?Jahrhunderts: Ilia Tschawtschawadses Erzahlungen, philosophisch vertieft und psychologisch uberzeugend, vermitteln ein detailliertes, kritisch reflektiertes Gesellschaftsbild mit hochst individuellen Charakteren. Wir erfahren vom tragischen Schicksal des tuchtigen Bauern Gabriel, der sein Leben als Bettler beendet, von den Abenteuern eines jungen Raubers, die ihn schliesslich, umringt von der schaulustigen, mitleidlosen Menge, an den Galgen bringen. Der Autor selbst kehrt nach dem Studium in Sankt Petersburg mit frischen Erfahrungen in sein heimatliches Georgien zuruck und lasst uns in den "Notizen eines Reisenden" an seinen ersten Eindrucken teilhaben, zugleich an seinen schopferischen Ideen und Zielen. Mit "Die Witwe Otaraant" gelingt Tschawtschawadse eine ausserordentlich starke Frauenfigur, eine stolze, selbstbewusste Bauerin, die durch den Tod ihres Sohnes erfahren muss, dass die Brucke zwischen Adel und Bauernschaft eingesturzt ist, ein unuberwindbarer Riss durch die Gesellschaft geht. Tschawtschwadses einzige Groteske - "Ist das ein Mensch?" - nimmt vergnuglich und mit beissendem Humor ein landadeliges Paar aufs Korn, das auf alle Pflichten pfeift und nur noch dem leiblichen Wohl front - ein Dasein, dem die Zukunft versagt ist.
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