Eine Putzfrau räumt auf - und zwar nicht nur die Haushalte ihrer Kunden, sondern gleich den Teil der Welt, den sie fassen kann. Die Geschichte beginnt damit, dass Irma, eine gewiefte Putzfrau, die alle Tricks kennt, mit denen man den Eindruck von Arbeit erwecken kann, und die sich aufgrund ihrer Neugier besser im Privatleben ihrer Kunden auskennt, als denen lieb sein kann, ausgerechnet bei der stadtbekannten, sozial engagierten Upper-class Anwältin Schwarz eine Leiche im Keller findet, bzw. die ungeliebte Oma im Kellerverschlag. Sie bringt die alte Dame in ihre eigene Wohnung, und während sie sie wieder aufpäppelt, arrangiert sie den großen Rachefeldzug gegen die ach so anständigen Fassaden der Bürgerlichkeit. Zu diesem Zweck spannt sie, sorgfältig intrigierend, nahezu ihren gesamten Kundenstamm ein, und zu dem gehören u.a. eine alternative Wohngemeinschaft, ein Journalisten-Ehepaar mit renitentem Adoptivsohn, ein schwuler Nachtklub-Besitzer und dessen Liebhaber... ein beachtliches menschliches Arsenal, über das Irma da verfügt. Der Leser kommt auf seine Kosten: Da "Die Putzfraueninsel" aus dem Rückblick erzählt wird, ist zwar die Geschichte in groben Zügen absehbar, aber sie nimmt immer wieder überraschende Wendungen, und in die Rückschau auf die Ereignisse sind noch einmal Rücksblenden eingebettet -- in Irmas Vergangenheit und in diejenige von Nellie, der geretteten Großmutter. Aber den Faden verliert die Autorin, Milena Moser, nie. Irma und Nellie planen akribisch genau das Strafgericht, das über Frau Schwarz und ihre unerträglich vorbildliche Familie hereinprasseln wird, Stück für Stück. Kein Aspekt wird dabei übersehen, keine Möglichkeit bleibt ungenutzt. Ganz nebenbei löst Irma noch einige andere Probleme, etwa indem sie die Wohngemeinschaft von der hinterhältigen Eva und deren unerträglichem Kleinkind befreit (eine herrlich fiese Aktion) - und alle diese Aktionen dienen vor allem der Rache an Frau Schwarz. Währenddessen kommt auch Irmas Privatleben ein wenig in Ordnung. Die Sprache, in der dieser Roman verfasst ist, ist lakonisch, Hauptsätze dominieren. Der Erzählton ist in weiten Teilen Irmas Sprache angepasst; auch wenn es sich hier nicht um eine Ich-Erzählung handelt, so sieht man die Dinge doch weitgehend aus deren Perspektive. Die Handlung ist zuweilen etwas überkonstruiert, liest sich jedoch so leicht, dass man bei aller Spannung und rabenschwarzem Humor fast die unaufdringliche Sozialkritik übersieht, die allem zugrunde liegt. Gehobene Unterhaltungsliteratur der besten Sorte eben, wie geschaffen für einen verregneten Sonntag auf dem Kannapee.
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